Das Heilkräuter-Verzeichnis

Küchenschelle

Die Küchenschelle war im Jahr 1996 die Blume des Jahres, was wohl in Erinnerung bringen sollte, wie gefährdet diese Pflanze inzwischen in der freien Natur ist.



Die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) ist inzwischen leider ziemlich selten geworden, man findet sie nur noch ab und zu an sonnigen Hängen auf trockenen Böden.


Sie steht deswegen inzwischen unter Naturschutz, man sollte sie deswegen bitte stehen lassen, wenn man sie in der freien Natur findet!


Der Name kommt von der Form der Blüten

Der Name Kuhschelle leitet sich wohl von der Form der Blüten ab, die mit ihren sechs Blütenblättern etwas an die Form einer Kuhglocke erinnern.


Die Küchenschelle kommt aus Mitteleuropa, man findet sie jedoch vereinzelt auch in Skandinavien und in England. In Deutschland wächst sie überwiegend auf kalkhaltigem Gestein in den Mittelgebirgen, in Norddeutschland findet man sie eigentlich nur auf kiesigen Böden. Da die Küchenschelle bereits ziemlich früh erblüht, nämlich schon ab März, ist sie eine geeignete Pflanze für die Bienen, die ihnen bereits sehr früh im Jahr Nahrung bietet. Auch Ameisen lieben den süßlichen Nektar und verwenden ihn als Nahrung.


Ungetrocknet ist sie giftig

Die Küchenschelle hat wunderbare violette Blütenblätter, die aber bei Berührung bei empfindlichen Menschen Ausschläge hervorrufen können. Generell muss man sagen, dass diese Pflanze im ungetrockneten Zustand giftig ist, man sollte also unbedingt die Finger davon lassen, wenn man nicht unbedingt weiß, wie man damit umgehen soll.


Zudem sei auch gesagt, dass es gerade wegen dieser Giftigkeit kaum noch Verwendung für diese Pflanze - im ungetrockneten Zustand - gibt.


Getrocknete Küchenschelle

Anders sieht es aus, wenn man die Küchenschelle trocknet, denn dann verliert sie ihre giftige Wirkung, so wie es bei vielen anderen Hahnenfußgewächsen ebenfalls ist.


Man kann das getrocknete Kraut dann zum Beispiel bei Menstruationsbeschwerden oder bei Entzündungen der Blase verwenden. Zudem kann man eine Tinktur aus den getrockneten Pflanzenteilen herstellen, die sich bei allerlei Beschwerden einsetzen lässt.


Aus getrockneten Pflanzenteilen stellte man früher ein Stärkungsmittel für Frauen her, das besonders bei nervösen Beschwerden Anwendung fand. Die Küchenschelle ist sehr beruhigend und schmerzlindernd, sie löst Krämpfe, was man besonders bei Menstruationsproblemen verwenden kann.


Zudem ist die Küchenschelle keimhemmend, d. h. sie unterdrückt Krankheitserreger.


Entspannungsmittel für die Nerven

Auch heute noch gilt die Küchenschelle als ein vorzügliches entspannendes Mittel für unsere Nerven. Besonders wirksam ist sie im weiblichen Unterleib, wo sie auch bei Entzündungen der Fortpflanzungsorgane helfen kann.


Man kann sie bei Schmerzen in der Periode, bei Schmerzen an den Eierstöcken oder auch bei Männern, bei schmerzlichen Erkrankungen der Hoden einsetzen.


Da die Küchenschelle entspannend und beruhigend ist, kann man sie zum Beispiel auch zur Geburtsvorbereitung einsetzen. Nach einer Geburt beugt sie unter anderem Wochenbettdepressionen vor.


Da die Küchenschelle entspannend wirkt, liegt es natürlich auch nahe, sie bei Spannungsschmerzen einzusetzen, oder zum Beispiel, wenn man nachts nicht in den Schlaf findet, weil einem immer Gedanken durch den Kopf jagen.



Anwendungsgebiete

Aufgrund ihrer krampflösenden Eigenschaften wird Pulsatilla oft verwendet, um Menstruationsbeschwerden zu lindern. Sie ist auch geeignet zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen, Pilzinfektionen und Kopfschmerzen, die mit PMS verbunden sind. Pulsatilla regelt auch die Menstruationsblutung, so ist sie hilfreich bei einer unregelmäßigen Blutung.


Pulsatilla ist schleimlösend bei Bronchitis, Keuchhusten und anderen Erkrankungen der Atemwege, die mit zu viel Schleim einhergehen. Sie hilft bei Asthma-Symptomen und senkt Fieber. Diejenigen, die mit Spannungskopfschmerzen, Muskelkrämpfen, Angstzuständen, Arthritis, Rheuma, Ohrenschmerzen und Nervosität zu tun haben, können von Pulsatilla profitieren.


Küchenschelle in der Homöopathie

Die Küchenschelle findet auch Verwendung in der Homöopathie, wo die Küchenschelle zu den häufiger genutzten Mitteln gehört.


Unter dem Namen Pulsatilla pratensis hilft dieses Mittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden, zum Beispiel bei Magenschmerzen oder Erkältungen, auch bei einer unregelmäßigen Monatsblutung oder Erkrankungen der Harnwege. Da die Küchenschelle hautreizend ist, wird sie in der Homöopathie auch bei Hauterkrankungen, wie zum Beispiel Ekzemen und Nesselsucht, eingesetzt. Pulsatilla wird auch bei Depressionen, anderen Frauenleiden, Geschwüren und Flechten verwendet.



Sagen und Sagenhaftes zur Küchenschelle

Angeblich ist die Küchenschelle aus einer Träne der Göttin der Liebe, Venus, entstanden.

Einer anderen Sage nach stammt die Küchenschelle aus dem Blut des Adonis.


Im Mittelalter galt die wirklich hübsche Pflanze wegen ihrer schönen, seidig glänzenden Fruchtstände als unheimlich, sie bekam deswegen den Namen "Teufelsbart".


Es gab auch den Glauben, dass junge Küken in ihren Eiern ersticken würden, wenn man Küchenschelle im Haus hatte.


Die Küchenschelle war auch im alten Griechenland schon bekannt, so empfahl sie zum Beispiel Dioskurides bei Geschwüren oder bei Augenleiden.


Hieronymus Bock empfahl die Küchenschelle bei Pestilenz, bei giftigen Stichen oder Bissen, er sagte zudem, dass die Küchenschelle Warzen und Flecken vertreiben würde.


Die Pflanze wurde von den Römern als Fiebersenker eingesetzt.


Der griechische Arzt Plinius bemerkte, dass sich die Blüte nur öffnete, wenn der Wind blies, und sie nicht gut an Orten wuchs, wo es wenig Wind gab.


Bei den amerikanischen Ureinwohnern gehört die Küchenschelle den vier heiligen Pflanzen der Rocky Mountains. Die Okanogan und Thompson-Stämme verwendeten sie bei Beschwerden mit den Verdauungs- und Atemwegen.


Die Sioux-Indianer nannten sie "Zwillingsblume", wegen ihrer doppelten Stiele.

Die Indianer verwendeten die Blütenblätter, um Nasenbluten zu stoppen. Die zu einer Paste zerkleinerten Blätter wurden auch auf schmerzende Gelenke aufgetragen.


Wenn der Wind bläst, ähneln sie Rauch, daher der Name "Prärie-Rauch" in Amerika.


Hippokrates verwendete die Küchenschelle, um die Menstruation auszulösen und um hysterische Angst zu behandeln. Die alten Weisen sagten der Küchenschelle auch eine Wirkung bei Depressionen zu, weil die hängenden Blüten an Menschen erinnern, die ihre Köpfe hängen lassen.


Matthiolus empfahl die Küchenschelle gegen die Malaria und die Pest.

1564 schrieb Lonicerus: Der Saft in die Nase getan reinigt das Gehirn.

Die Wurzel soll beim Kauen den Schleim vertreiben. Es reinigt die stinkenden Geschwüre und heilt faules Fleisch. Später wurde die Küchenschelle als Heilmittel bei Augenleiden wie Grauem Star verwendet.



Anwendungsgebiete der Küchenschelle

  1. Blasenschwäche
  2. Leberschwäche
  3. Rheuma
  4. Kopfschmerzen
  5. Verdauungsbeschwerden
  6. Erkältungen
  7. Depressionen
  8. Gallenschwäche
  9. Nierenschwäche
  10. Migräne
  11. unregelmäßige Periode
  12. Nesselsucht
  13. Geburtsvorbereitung
  14. Ekzeme
  15. Menstruationsbeschwerden
  16. Gicht
  17. Magenschmerzen


Übersicht zur Küchenschelle
Volksnamen

Bocksbart, Kuhschelle, Osterblume, Schlafblume, Teufelsbart, Windblume, Wolfspfote

Verwendete Pflanzenteile

Wenn man die Küchenschelle verwenden möchte, so wird das getrocknete Kraut verwendet.

Sammelzeit

Gesammelt wird zwischen März und Mai.

Bitte beachten Sie, dass die Küchenschelle eine geschützte Pflanze ist.




Anwendungsbeispiele


Tee

Nehmen Sie einen Teelöffel getrocknetes Kraut und geben Sie es in eine Tasse kochendes Wasser. Dann 10 Minuten ziehen lassen, danach absieben. Man sollte davon dreimal am Tag jeweils eine Tasse trinken.





Die Küchenschelle steht unter Naturschutz.

Auch in der Schweiz sind alle Arten von Pulsatilla gesetzlich geschützt.


Botanisches

Die Küchenschelle ist eine ausdauernde Staude mit einem starken Wurzelstock, aus dem dicht behaarte Blütenstiele wachsen, die zwischen 20 cm und 40 cm hoch werden. Daran erwachsen drei behaarte Hochblätter, die wie in dünne Streifen zerfetzt aussehen.

Die lilafarbene Küchenschelle ist mit weichem haarigen Flaum bedeckt, in der Regel wachsen nur ein oder zwei Blüten aus ihren kleinen Wurzeln. Die oberirdischen Teile werden nur vor der Blüte im Frühjahr gesammelt.


Die Küchenschelle blüht von April bis Juni.


Die Küchenschelle kommt ursprünglich aus Mittel- und Osteuropa, ebenso aus Fernost.


Sie gedeiht auf trockenen, sonnigen Magerwiesen, in lichten Kiefernwäldern mit sandigen oder kalkhaltigen Böden, auf Ebenen und in Höhen bis zu 1000 Metern. Pulsatilla wächst auf offenen Feldern, Weiden und Wiesen.


Küchenschelle verschwindet sofort, wenn der Boden gedüngt wird, sie kann nicht auf gedüngten Boden überleben.



Astrologisches und Signaturenlehre

Die Farben der Blüten, Lila und Gelb, als auch die fiedrigen Blätter, weisen auf den Planeten Merkur hin, der zum Beispiel für die Hormondrüsen sowie den Stoffwechsel steht.


Die violette Tönung der Blütenblätter steht laut christlichem Glauben für die Sehnsucht nach dem Göttlichen. Die hängenden Blütenköpfe wirken etwas melancholisch und verzagt. Die Behaarung erinnert etwas an ein Fell oder einen Mantel, der die Küchenschelle vor der Kälte im Frühling bewahren soll.



Die Küchenschelle für Frauen

Die Küchenschelle galt früher als besonderes Frauenheilmittel, das man wegen seiner reinigenden Wirkung auf die Gebärmutter auch "Bärblume" nannte.


Die Küchenschelle galt außerdem schon vor Jahrhunderten als menstruationsförderndes als auch abtreibendes Kraut.


Schon Hippokrates erwähnte die Kraft der Pflanze, zum Beispiel wenn es darum ging, eine überfällige Menstruationsblutung anzuregen. Auch gegen Angst und Hysterie wandte er sie an.


Fuchs, Jakobus sowie Tabernaemontanus wiesen auf die gebärmutterreinigenden Eigenschaften hin, da die Wurzel der Küchenschelle gegen schleimige Ablagerungen in der Gebärmutter hilft.


Heutzutage verwendet man die Küchenschelle jedoch kaum noch, was wohl in der Giftigkeit der Pflanze begründet ist.


Ein Küchenschellenwein zur Förderung der Menstruation

Da die Küchenschelle eine geschützte Pflanze ist, darf man nur Pflanzen aus dem eigenen Garten verwenden oder solche aus dem Handel.


Geben Sie ca. 50 g getrocknetes Kraut in eine Flasche Weißwein. Dann aufkochen lassen. Dann gleich vom Ofen nehmen und 3 Stunden ziehen lassen, danach absieben.

Sie können nach Belieben mit etwas Honig süßen.


Diesen Wein füllt man dann in eine dunkle Flasche und lagert sie im Kühlschrank ein.

Um die Menstruation anzuregen, trinken Sie 2 Schnapsgläschen davon jeden Tag, bis die Regel eintritt.

Nicht in der Schwangerschaft einnehmen!



Küchenschelle selbst anpflanzen

Sie sollten die Pulsatilla-Samen Mitte bis Ende August an einem schattigen Teil des Gartens aussäen. Danach sollten Sie sie mit einer Glasabdeckung abdecken.

Pulsatilla-Samen brauchen in der Regel ein bis sechs Monate, um zu keimen. Ende Herbst oder vor dem ersten Frost bringen Sie die Pflanzen in das Haus zum Überwintern.

Die Sämlinge pflanzen Sie im Frühling an einen sonnigen Standort.



Vorsicht - Risiken und Nebenwirkungen

Giftig
Im ungetrockneten Zustand ist die Küchenschelle sehr giftig, man darf sie deswegen nicht verwenden. Verwenden Sie ausschließlich getrocknete Pflanzenteile!

Die frische Pflanze ist giftig. Längerer Hautkontakt kann zu schwer heilenden Verätzungen und Blasen führen. Innerlich verwendet kann frische Kuhschelle schwere Reizungen des Magen-Darm-Traktes und des Harnapparates hervorrufen. Küchenschelle kann in hohen Dosen zu Koma, Atembeschwerden, Krämpfen und Erstickungsanfällen führen. Es kann zu Koliken und Durchfall kommen.

Eine Menge von 30 Pflanzen soll tödlich sein.


Große Mengen der Tinktur können zu Erbrechen führen, mehr als zehn oder fünfzehn Tropfen in einer Stunde sind schon viel zu viel.

Schwangere Frauen sollten die Pulsatilla meiden, da es zu Fehlgeburten kommen kann, zudem kann das Wachstum eines Fötus unterbrochen werden.

Infoblatt


Mehr Fotos der Küchenschelle finden Sie hier...



Im Mittelalter verwendeten Bettler die Küchenschelle dazu, ihre Arme und Beine damit einzureiben - dadurch entstanden Entzündungen und Bläschen, wodurch sie Mitleid erregen wollten.



"Das Kraut der Küchenschellen sowie dessen Stängel /... von ihren Hülsen gereyniget / gesotten und gessen / mehret die Milch.

Deßgleichen thut sie zerstossen über die Brust gelegt... Gleiche Krafft besitztet der Safft / der auß dem Kraut und dem Stängel gewonnen wird. Eine Wolle darin getaucht und in die weibliche Scham gethan / bringt den Frauen ihre kranckheyt (die Regel)."

Leonhard Fuchs, 1543


Quellen zu diesem Artikel

  1. Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon

Quellenverzeichnis




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