Heilweine und Heilschnäps - Rezepte und Anwendungsgebiete
Schon Wilhelm Busch schrieb in seiner "Frommen Helene": "Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör." Wein, Schnaps und Likör kann, wenn man die entsprechenden Heilkräuter zugibt, tatsächlich eine heilende Wirkung entfalten. Als positiven Nebeneffekt bekommt man den angenehmen Geschmack gleich noch dazu.
Deshalb hier eine kurze Auflistung einiger alter Rezepte aus Großmutters Zeit:
- Baldrianwein gegen nervöse Unruhe und bei Schlafstörungen
Nehmen Sie dazu einen Liter Weißwein, den Sie mit 30 Gramm fein geschnittener Baldrianwurzel vermengen und gut verschlossen für etwa zwei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen.
Danach absieben und pro Tag zwei bis drei Likörgläschen davon trinken.
Man kann übrigens anstatt Baldrian auch Melisse oder Hopfen verwenden.
- Frauenwein bei spärlicher Blutung oder einer verspäteten Blutung
Für den folgenden Frauenwein benötigen Sie:
80 g Gänsefingerkraut und Frauenmantel mitsamt den Blüten,
50 g Silberweidenblätter,
30 g Kornblumenblüten, Buchweizensamen und Petersilienwurzeln.
Vermischen Sie die Zutaten und nehmen Sie davon 3 Esslöffel, die Sie in 0,75 Liter naturreinen Weißherbst-Wein geben und vorsichtig erhitzen.
Dann eine halbe Stunde köcheln lassen, vom Herd nehmen und eine Woche lang in das Sonnenlicht stellen.
Nach einer Woche absieben und nochmals erhitzen. Schließlich in eine Flasche füllen und gut verschließen.
Immer drei Tage vor der Blutung bis zum dritten Tag nach der Blutung pro Tag ein Schnapsglas davon trinken.
- Frauenwein bei starker Regelblutung
Nehmen Sie dazu:
60 g Frauenmantel mit Blüte,
60 g Angelikawurzel,
50 g Gänsefingerkraut,
50 g Blutwurzel,
20 g Hirtentäschelkraut
und 20 g Schafgarbe (mit der Blüte).
Von dieser Mischung geben Sie drei Esslöffel auf 0,75 Liter naturreinen Wein.
Übrigens wird empfohlen, dass korpulente, dunkelhäutige Frauen einen leichten Weißwein verwenden sollten, schlanke, blasse Frauen lieber einen Spätburgunder.
Erwärmen Sie diese Mischung vorsichtig in einem Wasserbad, bis es schließlich leicht köchelt. Für eine halbe Stunde köcheln lassen.
Dann abkühlen lassen und in eine Flache füllen und eine Woche lang stehen lassen, vorher natürlich mit einem Korken verschließen. Nach einer Woche absieben und nochmals kurz erhitzen.
Trinken Sie am Morgen und am Abend nach dem Essen je ein Likörglas davon.
- Entwässernder Honig-Petersilie-Wein nach Hildegard von Bingen
Nehmen Sie dazu 19 Stängel frische Petersilie (mit Blättern), die Sie mit zwei Esslöffeln Weinessig für ungefähr fünf Minuten aufkochen. Dann geben Sie bis zu 150 Gramm Honig dazu, Sie können auch Fruchtzucker nehmen (wie es Ihnen am besten schmeckt). Und schließlich einen Liter naturreinen Wein.
Das Ganze dann 5 Minuten kochen lassen, abkühlen lassen, absieben und in eine Flasche füllen.
Trinken Sie dreimal am Tag je ein Likörglas davon, am besten nach dem Essen.
- Für Männer: Bei Beschwerden im sexuellen Bereich
Nehmen Sie:
80 g Damianablätter,
40 g Walnussblätter,
50 g Weidenröschenkraut,
30 g Brennnesselblätter
und vermischen Sie alles gut miteinander.
Nehmen Sie davon drei gehäufte Esslöffel und geben Sie sie in 0,75 Liter naturreinen, trockenen Weißwein. 12 Minuten lang kochen lassen, dann absieben.
Trinken Sie mehrmals am Tag je ein Likörglas davon.
- Melissenwein zur Beruhigung und bei Schlafstörungen
Nehmen Sie dazu einen Liter Weißwein, in den Sie ungefähr 500 Gramm Melissenblätter geben und für 2 Wochen fest verschlossen stehen lassen. Danach absieben.
Trinken Sie jeden Tag bis zu drei Likörgläser davon.
- Bei Heiserkeit hilft Quittenwein
Nehmen Sie dazu 2 reife Quitten, die Sie klein schneiden und je einen Zweig Rosmarin und Thymian hinzugeben. Dazu kommen dann noch 2 Gewürznelken. Geben Sie alles in einen Topf und gießen einen Liter herben, naturreinen Weißwein dazu. Aufkochen, dann abkühlen lassen und für eine Woche stehen lassen.
Danach zwei Esslöffel Honig dazugeben (es kann auch Fruchtzucker sein) und nochmals aufkochen. Dann für zehn Tage kühl stehen lassen und absieben.
Nehmen Sie dreimal pro Tag einen Esslöffel davon ein.
- Bei nervösen Herzbeschwerden und Herzklopfen: Rosmarinwein
Ein solcher Wein soll auch bei niedrigem Blutdruck helfen.
Natürlich kann man einen solchen Wein inzwischen auch als Fertigprodukt kaufen, vieeeel besser schmeckt es aber doch, wenn man ihn selbst herstellt.
Und so wird er zubereitet:
Nehmen Sie 20 g Rosmarinblätter, die Sie mit 0,75 l leichtem Wein übergießen. Dann für fünf Tage ziehen lassen und absieben und in eine Flasche füllen.
Trinken Sie davon pro Tag zwei- bis dreimal je ein Likörglas.
- Baldrianwein für einen guten Schlaf
Die folgende Mischung eignet sich besonders dann, wenn man abends nicht schlafen kann, weil man ständig grübelt und aufgeregt ist.
Nehmen Sie dazu:
5 g Lavendelblüten,
10 g Baldrianwurzel,
10 g Melissenblätter,
10 g Hopfenblüten
und 10 g Johanniskraut.
Zermörsern Sie das alles sehr fein und geben dann eine Flasche Rotwein hinzu. Alles gut verrühren, schließlich noch eine Stange Zimt dazugeben und für 10 Tage ziehen lassen. In dieser Zeit immer mal wieder gut durchschütteln bzw. verrühren. Danach absieben und in eine Flasche füllen.
Trinken Sie abends, bevor Sie ins Bett gehen, je ein Likörglas davon.
- Appetitanregender Wein mit Wermut
Wermut kennt man ja sowieso schon wegen seiner appetit- und verdauungsanregenden Wirkung. Zusammen mit Tausendgüldenkraut oder Beifuß und Weißwein verstärkt sich diese Wirkung.
Nehmen Sie dazu:
20 g Wermut
und 20 g Tausendgüldenkraut oder Beifuß.
Geben Sie die Kräuter in eine Flasche und füllen Sie sie mit einem guten Liter Weißwein auf. Dann für eine gute Woche stehen lassen. Schließlich absieben.
Trinken Sie vor den Mahlzeiten je ein Likörglas davon.
- Wermutwein bei entzündeten Gallenwegen
Auch dieser Wein stammt im Ursprung von Hildegard von Bingen.
Nehmen Sie dazu:
40 ml Wermutsaft
und 1 Liter Weißwein.
Kochen Sie einen Liter Weißwein auf, geben Sie dann 40 ml Wermutsaft dazu und süßen Sie das Ganze mit 150 Gramm Honig.
Dann absieben und noch heiß abfüllen. Trinken Sie jeden zweiten Tag morgens auf nüchternen Magen je ein Likörglas davon.
- Kräuterwein mit Wermut bei Zahnschmerzen
Täglich mindestens zweimal Zähne putzen, Zahnseide verwenden, Mund mit Salbei spülen: Leider reicht das nicht immer, es treten leider manchmal trotzdem Zahnschmerzen auf. Dann am besten ab zum Zahnarzt, bis man aber einen Termin hat oder sich hin traut, kann auch der folgende Wein helfen.
Nehmen Sie dazu:
30 g Eisenkraut,
30 g Wermut,
250 ml Wein
und einen bis zwei Teelöffel Rohrzucker.
Nehmen Sie von den vermischten Kräutern einen Esslöffel und kochen Sie sie für drei Minuten im Wein auf. Dann absieben und die Kräuter dort auf die Backe auflegen (als Kompresse), wo der Zahn schmerzt.
Den Wein kann man, gesüßt mit dem Zucker, schluckweise trinken. Dies sollte man bis zu zweimal am Tag durchführen.
- Großmutters Früchte-Elixier
Dazu nimmt man:
10 g gedörrte Heidelbeeren,
10 g Hagebutten
und 10 g Kressesamen.
Kochen Sie die Zutaten in einem Liter herben Weißwein für etwa 3 Minuten auf, danach absieben. Geben Sie dann etwa 20 g Alantwurzeln für 24 Stunden hinzu, anschließend nochmals absieben. Füllen Sie die Flüssigkeit dann in eine Flasche um.
Trinken Sie davon 3-mal am Tag je ein Schnapsgläschen, vor und nach dem Essen.
- Ein Heckenrosen-Elixier, das schon im Mittelalter bekannt war
Nehmen Sie dazu:
ca. 50 g Heckenrosenzweige samt Blättern und Früchten,
ca. 100 Gramm abgeschäumten Honig bzw. Fruchtzucker
und 0,75 Liter naturreinen Frankenwein.
Alles zusammen für etwa 5 Minuten aufkochen, dann absieben.
Dieses Aufkochen und Absieben soll dann im Laufe von einem Monat dreimal erfolgen.
Zweimal am Tage je ein Schnapsglas trinken.
- Bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen: Muskatellersalbei-Elixier
Nehmen Sie dazu:
10 Gramm Muskatellersalbeiblätter,
6 Gramm Poleiminze,
2 Gramm Fenchelsamen
und einen Liter naturreinen Weißwein.
Alles miteinander aufkochen, dann 50 Gramm Honig oder Fruchtzucker zugeben und gut umrühren. 5 Minuten stehen lassen, dann absieben und abfüllen.
Nach den Hauptmahlzeiten je ein Schnapsglas trinken.
- Zur Stärkung: Rosmarin-Salbei-Rotwein-Elixier
Nehmen Sie dazu:
eine Handvoll frische Rosmarin- und Salbeiblätter
und einen Liter herben Rotwein.
Alles in einen (Ton)Topf geben und zwölf Stunden lang ziehen lassen.
Für ca. 30 Minuten unterhalb des Siedepunktes ziehen lassen, danach abkühlen lassen und einen Esslöffel Fruchtzucker oder Honig zugeben und verrühren. Eine Stunde ruhen lassen, dann absieben und abfüllen.
Trinken Sie zweimal am Tag vor dem Mittag- und Abendessen ein Schnapsglas davon.
Übrigens verwendeten wohl schon die alten Ägypter Wein mit Kräuterzusätzen.
In 5000 Jahre alten Weingefäßen fand man zumindest Spuren von Kräuter-Wein-Gemischen. Die älteste schriftliche Überlieferung der Verwendung von Wein als Medizin stammt aus dem Jahr 1850 vor Christus.
Die besten Kräuterweine
Wein gehört zu den ältesten Kulturprodukten der Menschheit. Schon 3.500 Jahre vor Christus bauten die Ägypter Trauben an. Von Hippokrates wurde er schon als ein Kräftigungsmittel für Genesende eingesetzt.
Die Polyphenole machen den Wein so wertvoll für unsere Gesundheit. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Dies sind Stoffe, die von den Pflanzen selbst gebildet werden, um sich vor Bakterien und Insekten zu schützen. Sie können auch für uns eine Schutzfunktion übernehmen, denn sie können freie Radikale zerstören, die unsere Zellen schädigen.
Generell ist der Gehalt an Polyphenolen im Rotwein höher, der Weißwein aber macht seinen geringeren Gehalt an Polyphenolen durch eine höhere Effektivität dieser wett. Polyphenole wirken gefäßerweiternd, entspannend und fördern die Durchblutung.
Es ist die Summe seiner Inhaltsstoffe, die die Wirkung des Weins ausmacht. Neben den Polyphenolen sind dies Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium, Eisen und Magnesium, die durch den Alkohol konserviert werden. Auch Kräuterwein sollte man nur in Maßen genießen. Regel: maximal ein Glas pro Tag.
Herzwein: Honig-Petersilien-Wein
Nehmen Sie 10 Stängel frische Petersilie und kochen Sie sie zehn Minuten in einem Liter Rotwein. Lassen Sie den Wein danach abkühlen und geben Sie dann 250 Gramm Honig hinzu. Rühren Sie den Wein gut durch, damit der Honig sich vollständig auflöst. Geben Sie dann noch 5 EL Apfelessig hinzu.
Der "Herzwein" ist gut für die Gefäße und fördert die Durchblutung. Außerdem bringt er die Verdauung auf Trab und die Petersilie kann zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden beitragen. Am Morgen und Abend ein Schnapsglas von dem Wein trinken.
Zwiebelwein
Nehmen Sie 600 Gramm rote Zwiebeln und reiben Sie sie mit dem groben Reibeisen auf. Drücken Sie den Brei dann noch einmal durch ein Sieb, damit die Zwiebeln nicht mehr so "saftig" sind. Den Brei geben Sie dann mit 100 Gramm Honig in einen ½ Liter Weißwein. Der Wein wird nicht mehr gekocht. Lassen Sie ihn dann noch einen Tag ruhen.
100 ml des Weins über den Tag verteilt trinken.
Er kann helfen, den Körper zu entwässern, Wasseransammlungen im Körper (Ödeme) zu vermindern.
Trinken Sie den Wein nur in Rücksprache mit Ihrem Arzt, denn Wasseransammlungen können viele Ursachen haben. So können sie von zu langem Stehen oder Sitzen kommen oder ein Zeichen für Herzbeschwerden oder Thrombosen sein. Klären Sie die Ursachen also unbedingt mit ihrem Arzt ab.
Thymianwein
Geben Sie eine Handvoll frischen Thymian oder etwa 4 TL getrockneten Thymian zusammen mit einem Liter Weißwein in einen Topf, bringen Sie die Mischung zum Kochen und lassen Sie sie ein bis zwei Minuten kochen. Sie können zusätzlich einen TL Meerrettich, frisch oder aus dem Glas, in den Wein geben. Der Wein macht die Bronchien frei und erleichtert bei Erkrankungen der Atemwege das Atmen, bei Erkältungskrankheiten wirkt er zusätzlich entzündungshemmend. Verantwortlich hierfür sind die ätherischen Öle, vor allem das Thymol im Thymian. Trinken Sie ein Stamperl in der früh.
Doch Vorweg, bevor Sie eigene Weine und Schnäpse herstellen
Grundlagen für Weine, Schnäpse und Liköre
Wenn Sie selber Heilweine und andere Spirituosen herstellen wollen, gibt es einige Sachen, die Sie beachten sollten.
-Ganz vorweg sei natürlich gesagt, dass alkoholische Getränke generell nichts für Kinder sind. Und auch bei der Herstellung sollten Kinder nicht allzu viel "naschen" von dem, was Mami oder Papi da gerade herstellen.
-Man sollte auf hochwertige Zutaten zurückgreifen, denn nur was in dem endgültigen Produkt drin ist, macht letztendlich den Geschmack aus. Zutaten aus unbekannten Quellen sollten Sie deshalb also meiden.
-Achten Sie auf Sauberkeit, denn alle diese Produkte müssen mehr oder minder lange ziehen, was dazu führen kann, dass sich Bakterien und Krankheitserreger wunderbar vermehren können, wenn man nicht auf Sauberkeit geachtet hat.
-Außerdem sei gesagt, dass die Herstellung von alkoholischen Getränken in Deutschland in größeren Mengen zum Verkauf eine Lizenz benötigt, weshalb hier nur kleinere Mengen beschrieben werden, die jeder zum Eigengebrauch bedenkenlos herstellen darf.
Der Alkohol
Der Alkohol hat in diesen Getränken drei Aufgaben zu erfüllen, nämlich:
-er löst Aromastoffe und Wirkstoffe aus den anderen Zutaten
-er hat eine mehr oder weniger desinfizierende und konservierende Wirkung, was sich positiv auf die Haltbarkeit auswirkt
-er schmeckt gut, je nachdem, welchen Wein oder Schnaps man verwendet
Ich verwende überwiegend Wodka, wenn ich einen solchen Schnaps oder Likör ansetze. Sie können aber auch Korn, Rum oder andere Spirituosen verwenden, wenn Sie deren speziellen Eigengeschmack haben wollen.
Sollte es um einen Wein gehen, so sei natürlich gesagt, dass der eigene Geschmack Vorfahrt haben sollte, auch wenn üblicherweise in den alten Rezepten Rotwein verwendet wird.
Außerdem sei gesagt, dass bei Schnäpsen der Alkoholgehalt des Alkohols eine Rolle spielt, wenn es darum geht, die Wirkstoffe und die Aromastoffe aus den Zutaten zu lösen. Denn je höher der Alkoholgehalt ist, desto besser löst der Alkohol diese Aromen aus den Zutaten. Generell reicht ein Alkoholgehalt von ungefähr 40 %.
Der Zucker
In Liköre kommt neben dem Alkohol und den anderen Zutaten auch Zucker. Wie man diesen Zucker anwendet, darüber scheiden sich auch heute noch die Geister. Das eine Lager ist der Meinung, dass der Zucker möglichst spät in den Likör soll, während das andere Lager der Meinung ist, dass der Zucker gleich zu Beginn hinzu gegeben werden soll.
Meine Meinung dazu ist, dass man den Zucker ruhig gleich zu Beginn mit hinzugeben kann. Denn dann kann der Zucker zusammen mit allen anderen Zutaten möglichst lange Reifen und sich der Geschmack in das Getränk einfügen. Einziger Nachteil ist, dass ein Teil des Zuckers in die anderen Zutaten einzieht, die danach herausgefiltert und weggeworfen werden. Dies ist allerdings ein so kleiner Teil, der letztendlich zu vernachlässigen ist.
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Weitere Rezepte für Heilweine und Heilschnäpse, aber auch einfach "Genußrezepturen"